Uns erreichen immer wieder Nachfragen oder Hilfegesuche, weil der beliebte Raptor-Lack von U-POL auf manchen Fahrzeugen nach ein paar Monaten oder Jahren ausbleicht oder „verkreidet“.
Dieses Phänomen wird häufig dem Raptor-Lack als bekannte Problematik zugeschrieben, obwohl es in Wahrheit überhaupt nichts mit dem Lack selbst zu tun hat. Vielmehr liegt es am Anwender oder an der Person, die den tönbaren Lack eingefärbt hat.
Was ist Raptor-Lack und was macht ihn so langlebig?
Raptor-Lack vom Hersteller U-POL ist ein 2K-Polyurethan-(PUR)-Lösemittel-Lacksystem. Die Basis ist ein Acrylpolyurethan, das über Jahrzehnte hinweg 100 % lichtstabil (lichtecht) ist. Die Technik ist seit Jahrzehnten ausgereift und erprobt. Irgendwann zerstört die UV-Strahlung allerdings alles – was man an alten Fahrzeugen (z. B. Golf 1) auf den Dächern sehr schön beobachten kann. Allerdings hat sich die Technik seit diesen Baujahren deutlich weiterentwickelt. 15–20 Jahre sind unter deutschen Wetterverhältnissen in der Regel kein Problem. Raptor-Lack wird bereits seit über 15 Jahren im Ausland und seit über 10 Jahren in Deutschland vertrieben und erfreut sich zunehmender Beliebtheit, da dieses Lacksystem seinem beständigen Ruf absolut gerecht wird.
In welchen Farben ist Raptor-Lack verfügbar?
Raptor-Lack wird ab Werk in den Varianten „Black/Schwarz“, „White/Weiß“ und „Tintable/Tönbar“ angeboten. U-POL selbst bietet eine kleine Auswahl von Farbpigmenten an, die in die tönbare Basis eingemischt werden können.
Das „Standard“-Schwarz entspricht etwa RAL 9004 (Signalschwarz), das „Standard“-Weiß etwa RAL 9003 (Signalweiß). Übrigens: Heller als RAL 9003 ist nicht möglich, da die tönbare Basis von Raptor eine leicht gelbliche Eigenfarbe besitzt. Darauf kommen wir später noch zurück.
Darüber hinaus lässt sich die tönbare Basis theoretisch in jedem denkbaren Farbton einfärben – sofern die durch die Struktur beeinflusste Farbwahrnehmung unseres Gehirns den Farbton noch erkennen lässt (z. B. bei Metallic-Farbtönen).
Hier sprechen wir von einem unaufhaltsamen Prozess, der durch UV-Strahlung sowie deren Intensität über die Zeit beeinflusst wird. Je hochwertiger die Pigmente, desto langlebiger der Farbton.
Was bedeutet Ausbleichen und was ist mit Verkreidung gemeint?
Von Ausbleichen spricht man, wenn die im Basislack enthaltenen Pigmente durch UV-Strahlung an Leuchtkraft verlieren. Dieser Prozess verläuft schleichend und fällt meist erst auf, wenn man eine alte und eine neue Fläche nebeneinander betrachtet. Bei minderwertigen Pigmenten kann dieser Prozess schneller verlaufen – bis hin zum vollständigen Verblassen. Die ehemals farbige Fläche wirkt dann schmutzig grau-weiß. Bei speziellen Pigmenten wie Tagesleuchtpigmenten kann dieser Prozess bereits nach 2–3 Jahren abgeschlossen sein – wie man gut an alten Krankenwagen erkennen kann. Auch der Basislack selbst kann ausbleichen. Dabei werden die transparenten Bestandteile milchig, wodurch der Farbton zusätzlich heller wirkt.
Verkreidung hingegen bedeutet, dass sich Pigmente aus dem Farblack lösen und durch Wettereinflüsse ausgewaschen werden. Die betroffenen Flächen färben häufig ab oder zeigen Regenlaufspuren auf der Lackoberfläche. Je nach Farbton kann das wie Kalkränder wirken. Ursache für Verkreidung ist eine mangelhafte Bindung zwischen Basislack und Pigmenten – meist aus folgenden Gründen:
- Überpigmentierung
- Falsches Lack-Härter-Mischungsverhältnis
In beiden Fällen kann das Bindemittel die Pigmente nicht dauerhaft einschließen. Sie werden dann durch Witterungseinflüsse oder mechanische Belastung ausgewaschen oder abgerieben.
In vielen Lackverarbeitenden Betrieben wird dieses Problem umgangen, indem fertige Farbtöne direkt vom Lackhersteller angeboten werden – diese müssen nur noch mit dem Härter vermischt werden.
In der Kfz-Branche ist es hingegen üblich, dass Pigmente manuell nach Rezept in transparente Basislacke eingemischt werden, um eine große Farbtonvielfalt zu ermöglichen. Dabei können Rezeptur- oder Abfüllfehler entstehen, die – wenn auch selten – zu Verkreidung führen können.
Hier handelt es sich also um einen vermeidbaren Lackschaden, wenn man sich an die Anleitung des Lackherstellers hält. Meist liegt die Höchstgrenze für die Pigmentzugabe bei 10–15 %, sofern es sich um ein System handelt, das für separate Pigmentzugaben vorgesehen ist.
Der Raptor-Lack von U-POL ist ein solches Lacksystem.
Es gibt auch Systeme, bei denen fertige Grundfarben (Rot, Grün, Gelb etc.) miteinander nach Rezept gemischt werden. Jeder dieser Farbtöne ist ein vollständiger Lack und kann sofort mit dem passenden Härter verarbeitet werden.
Zurück zur Frage: Kann U-POL Raptor-Lack ausbleichen oder verkreiden?
Der Hersteller U-POL gibt an, dass Raptor-Lack „Tönbar“ mit bis zu 10 % eines 2K-PUR-Lösemittellacks ohne Härter eingefärbt werden darf.
Leider wird dieses Einfärben häufig von Personen durchgeführt, die weder Erfahrung noch Fachkompetenz in diesem Bereich haben.
Häufige Fehler dabei:
- Es wird zu viel Fremdlack verwendet, um die Farbtongenauigkeit zu verbessern
- Es werden Lacke niedriger Qualität/Lichtstabilität verwendet
- Es wird zu wenig Fremdlack verwendet
- Es wird ein 1K-System genutzt
- Es wird Wasserlack statt Lösemittellack verwendet
Diese Fehler können zu Verkreidung oder vorzeitigem Ausbleichen führen. Punkt 1 ist die häufigste Ursache für die genannten Probleme.
U-POL erlaubt maximal 10 % Fremdlack (ohne Härter) bezogen auf das Volumen der tönbaren Basis. Je nach Farbton funktioniert das gut. Bei manchen Tönen reicht diese Menge jedoch nicht aus, um den gewünschten Farbton zu treffen. Dann wird meist mehr Fremdlack zugegeben – was zur Überpigmentierung führt und das Lack-Härter-Verhältnis verfälscht. Das ist besonders häufig bei Metallic-Farbtönen der Fall, da diese weniger Pigmente enthalten. Um sich gegen die gelbliche Eigenfarbe von Raptor durchzusetzen, wird mehr Farblack benötigt – wodurch die 10 %-Grenze überschritten wird.
Das Lack-Härter-Verhältnis verändert sich: Raptor-Lack wird im Verhältnis 3:1 nach Volumen gehärtet (3 L Lack + 1 L Härter). Gibt man 10 % Fremdlack hinzu, hat man 3,3 L Lack + 1 L Härter. Das ursprüngliche Verhältnis stimmt nicht mehr. Bis zu 10 % sind tolerierbar – darüber hinaus jedoch nicht. Die Folge kann mangelnde Aushärtung, Ausbleichen oder Verkreidung sein. In Extremfällen wird der Lack überhaupt nicht hart.
Ein weiteres Problem bei Fremdlacken: Sie enthalten nicht nur Pigmente, sondern auch Bindemittel, Mattierungsmittel und weitere Stoffe, die vom Raptor-Härter nicht richtig ausgehärtet werden. Diese Fremdlacke sind nicht für die Verwendung in Raptor vorgesehen, sondern für die eigene Verarbeitung mit einem kompatiblen Härter. Zudem verändert sich durch die Zugabe die Viskosität, was sich negativ auf die Strukturoptik auswirkt.
Unsere Lösung vom LACK.CENTER
Wir verwenden ausschließlich UV-stabile Farbpigmente, die auch für andere PUR-Lacksysteme verwendet werden. So gelangen keine fremden Bestandteile in den Raptor-Lack, und seine ursprüngliche Viskosität bleibt erhalten – was eine grobere, tiefenplastischere Struktur ermöglicht. Gleichzeitig erreichen wir mit geringerer Pigmentmenge oft einen brillanteren Farbton. Das Lack-Härter-Verhältnis bleibt erhalten, da die Pigmente isocyanat-vernetzend sind – sie reagieren also direkt mit dem Härter und schaffen dadurch eine beständige Oberfläche.
Unsere Pigmentzugaben sind so berechnet, dass das Mischungsverhältnis exakt aufgeht:
Bei 3 L + 1 L enthält unser Gebinde ca. 2,8 L tönbaren Raptor-Lack + ca. 0,2–0,3 L Pigment (je nach Farbton). Bei den Flaschen haben wir die Pigmentmenge angepasst, da wir den vom Hersteller abgefüllten Inhalt nicht verändern können.
Unsere Farbtöne sind in sorgfältiger Handarbeit an den RAL-K7-Farbfächer angepasst. Die gelbliche Eigenfarbe der Raptor-Basis verschiebt die meisten Farbtöne sichtbar. Einfach 10 % Fremdlack hinzuzugeben reicht daher nicht aus. Wir haben die RAL-Töne (abgeschlossen) und NCS-Töne (in Arbeit) so nachrezeptiert, dass eine möglichst hohe Farbtongenauigkeit erreicht wird.
Daher ist RAL 9003 der hellste und weißeste Farbton, der erreichbar ist. Selbst das weißeste Pigment kann die gelbliche Eigenfarbe bei Einhaltung der 10 %-Grenze nicht vollständig überdecken.
Fazit
Alle anderen typischen Fehlerquellen können ebenfalls zu Verkreidung oder Ausbleichen führen – dies geschieht jedoch aufgrund chemischer Unverträglichkeiten. Die daraus resultierenden Symptome sind vielfältig und würden den Rahmen an dieser Stelle sprengen.