… alles nur Sinneseindrücke – streiten lohnt nicht, aber es ist komplexer als gedacht...
Der englischen Physiker Isaac Newton entdeckte 1704 mit der Analyse des Lichtes die Spektralfarben, in dem er einen Lichtstrahl durch ein kleines Loch gebündelt in eine Dunkelkammer führte und den einfallenden Lichtstrahl durch ein Prisma betrachtete. Er sah die Aufspaltung des weißen Lichtes in seine Spektralfarben.
Im physikalischen Sinn ist Farbe jener Teil des Lichtes, den ein Gegenstand reflektiert (zurückwirft) während er die Farben, die er behält (absorbiert), unsichtbar bleiben. Das bedeutet dann konsequenterweise, die Aussage „ Rosen sind rot“ ist falsch, denn Rosen behalten alle Farben außer rot. Das Farbspektrum rot wird zurückgestrahlt und gelangt auf diese Weise ins Auge des Betrachters und das Gehirn signalisiert „rot". Mit einem Messinstrument wie z. B. dem Farbcomputer kann man die reflektierten Wellenlängen des sichtbaren Lichtes messen: Violett ab 380 nm (Nanometer) Blau ab 450 nm Grün ab 500 nm Gelb ab 600 nm Orange ab 650 nm Rot ab 700 - 760 nm.
Unser Gehirn ist allerdings kein Farbcomputer, es kann die Wellenlängen der reflektierten Strahlen nicht direkt als Farbe erkennen. Vielmehr wird durch einen äußerst komplizierten Vorgang von Schaltungen zwischen Auge und Gehirn und Korrekturen des Gehirns, die elektromagnetische Strahlung zu einer für uns verständlichen Information, dem Sinneseindruck "Farbe", verwandelt. Warum ist das so? Das Farbsehen ist für unser Überleben so wichtig, dass sich im Laufe der Menschheitsevolution gewisse automatisch einsetzende Korrekturen ausgebildet haben.
Ein Beispiel: Ein Stück Papier im Dämmerlicht strahlt weniger Licht ab, als ein Stück Kohle in der Mittagssonne. Dennoch empfinden wir das Papier immer weiß und die Kohle immer schwarz. Der Grund: das Gehirn misst Farben immer gegen den Hintergrund. Verarbeitet werden also nicht die absoluten Farbeindrücke, sondern ihre Differenzen. Auch den grünen Rasen empfinden wir selbst in der Dämmerung als grün, obwohl die Farbe physikalisch bestenfalls als grau eingestuft werden kann. Das Gehirn täuscht uns in Prinzip, indem es Farbe selbständig interpretiert.
Farbsehen: Farbe wird im Augenhintergrund durch 3 Sorten farbempfindlicher Rezeptoren, Zäpfchen, genannt, wahrgenommen und zusammen mit den für das Schwarz-Weiß-Sehen zuständigen Stäbchen über den Sehnerv an das Gehirn weitergeleitet, das diese Information zu Farbeindrücken umwandelt. Dies hat auch zur Folge, dass wir zwei verschieden große Flächen, die mit der gleichen Farbe beschichtet wurden, farblich unterschiedlich wahrnehmen. Ursache ist die Abbildung des Objektes auf der Netzhaut des Auges, dem so genannten Gesichtsfeld. Durch die auf der Netzhaut unterschiedlich verteilten Zäpfchen und Stäbchen, entstehen beim Vergleichen von Proben unterschiedlicher Größe, die gesichtfeldabhängigen Farbunterschiede.
Jeder Betrachter also hat für sich gesehen mit seinem individuellen Farbeindruck immer Recht – eine genaue Farbenstimmigkeit ist daher nicht diskutabel sondern persönliches Empfinden.
Ein weiteres Phänomen ist die Laterale Inhibition. So nennt man die durch Schattenwirkung entstehenden Farbunterschiede zweier gleich großer, mit gleicher Farbe beschichteter Flächen, wenn die zwei Vergleichsflächen zur Beurteilung nicht direkt nebeneinander liegen, sondern ein kleiner Zwischenraum - Spalt - verbleibt. Je nachdem, welches Auge den Spalt auf der Netzhaut abbildet und dem Farbeindruck zuaddiert, erscheint entweder die rechte oder linke Fläche heller bzw. dunkler. Auch unterschiedliche Lichtarten beeinflussen den Farbeindruck.
Hierzu ist es unumgänglich bei der Farbbewertung ein Auge zu schließen. Wenn dann die Grenzflächen beider Farbflächen optisch „verschmelzen“, können nach menschlichem Ermessen die Farbtöne als übereinstimmend bezeichnet werden.
Ein weiteres Beispiel ist die so genannte Metamerie (Vielsichtigkeit). Zwei Farben, die im Tageslicht gleich aussehen, unterscheiden sich bei Neonlicht, Glühlampenlicht, Morgenlicht und bei Abendröte. Ursache: Die zwei Farben wurden mit unterschiedlichen Pigmenten und/oder Farbstoffen oder mit unterschiedlichen Mengenanteilen der Basisfarben rezeptiert.
Bei Einstellung einer Farbe sollte also entweder optimalerweise das Umgebungslicht berücksichtigt oder die Farbe möglichst ohne Farbtonumschlag bei Beleuchtungswechsel eingestellt werden. Die individuelle Umgebungsbeleuchtung eines ausgewiesenen Standortes wird jedoch in erheblichem Maße auch durch z.B. Bodenbeläge, Wandfarben, Lichteinfall usw. und somit – unreproduzierbar beeinflusst.
Der Farbeindruck ist somit von vielen verschiedenen Faktoren abhängig: Vom Objekt mit seiner Oberflächenstruktur (glatt, gebogen, wellig, rau, matt, glänzend, Klarlacküberzug etc.), vom Licht, der Lichtart, vom Betrachtungswinkel und vom Standort/ Abstan und natürlich vom Betrachter selbst, denn verständlicherweise ist der Farbeindruck der Menschen individuell unterschiedlich. Auch Farbenblindheit, wie z.B. rot-grün-Schwächen sind relativ weit verbreitet, ohne dass es die Betroffenen wissen.
Farbe erkennen und zu einem Farbeindruck zu interpretieren erfordert das Wissen um die Fakten, viel Erfahrung und ein gutes Farbauge. Farbtoneinstellungen in unserem Haus erfolgen auch bei D65-Licht (technisches, genormtes Tageslicht für Nass-Lacke) mit 90° Blickwinkel ohne Lichtspiegelung unter Berücksichtigung des geringstmöglichen Farbtonumschlags bei Beleuchtungswechsel, mit einer Genauigkeit im Volltonbereich von Delta-ΔE 0,2 gemessen nach CIE Lab, aber immer in Abhängigkeit der von Vorlieferanten gelieferten Pigmente und Zuschlagstoffe. Dazu wird der Lack mit immer gleichen Parametern, wie konstanter Schichtstärke, gleicher Applikationstechnik auf den Prüfträger aufgetragen, getrocknet und gemessen. Auch der Verarbeiter erzielt gleich bleibende Farbergebnisse nur unter gleich bleibenden Verarbeitungsbedingungen. Wir bemühen uns immer Oberflächeneffekte so weit wie möglich mit entsprechenden Zuschlagstoffen anzugleichen wenn dieses gewünscht wird.
ΔE (Delta-E) Bewertung
0,0 … 0,5 - kein bis fast kein Unterschied
0,5 … 1,0 - Unterschied kann für das geübte Auge bemerkbar sein
1,0 … 2,0 - merklicher Farbunterschied
2,0 … 4,0 - wahrgenommener Farbunterschied
4,0 … 5,0 - wesentlicher Farbunterschied, der selten toleriert wird
oberhalb 5,0 - die Differenz wird als andere Farbe bewertet
Wichtiger Hinweis
Nicht genormte und gedruckte Farbregister/Farbkarten variieren je nach Herstellungsdatum und Druckauflage. Selbst bei Nachlieferungen genormter Farbregister können visuelle Abweichungen von den vorherigen Ausgaben nicht ausgeschlossen werden. Bei Projektarbeiten sollten alle Beteiligten zuvor Ihre Farbvorlagen vergleichen. Benötigen Sie einem bestimmten Farbton aus einem Farbregister, schicken Sie uns bitte Ihr Muster zur Nachstellung ein. Ordern Sie die zur Ausführung des Objektes notwendige Menge in einem Auftrag und identischem Glanzgrad, denn selbst mit modernsten, computergestützten Messmethoden ist eine 100%ige Farbtongleichheit bei unterschiedlichen Ansatzchargen nicht zu gewährleisten. Verschiedene Lieferchargen unbedingt vor ihrer Verarbeitung untereinander vermischen um ein homogenes Ausgangsprodukt zu erhalten. Dies ist auch bei vielen anderen Produkten des täglichen Lebens wie Textilien, Tapetenrollen, Sanitärkeramik, Wandfliesen etc. nicht anders.