Als Fachhändler wissen wir aus langjähriger Erfahrung: Die Verwendung von Pantone-Farben für Nasslacke führt oft zu Problemen. Was in der Druckindustrie funktioniert, lässt sich nicht einfach auf Farben und Lacke übertragen. Hier erklären wir Ihnen, warum eine exakte Übereinstimmung schwierig, manchmal sogar unmöglich ist.
Pantone: Für den Papierdruck entwickelt
Pantone-Farben stammen ursprünglich aus der Papierdruck-Industrie und wurden speziell für Druckerzeugnisse konzipiert. Dort werden für verschiedene Papiersorten (z.B. "C"-coated für gestrichenes, glänzendes Papier und "U"-uncoated für ungestrichenes, mattes Papier) unterschiedliche Rezepturen entwickelt.
- Glanzgrad: Bei Pantone-Farben ist der Glanzgrad des Papiers oder einer schützenden Lackschicht fest mit der Farbdarstellung verbunden. Es ist daher unmöglich, einen "U"-Farbton als Glanzlack oder einen "C"-Farbton in "matt" zu produzieren.
- Druckraster: Die Aufhellung eines Druckfarbtons erfolgt im Druckverfahren (auch bei PC-Druckern) über ein Druckraster in Kombination mit der "Weißheit" des Papiers.
- Normlicht D50: Gedruckte Farbfächer und Pantone-Farben werden unter D50-Normlicht eingemessen.
Lacke: Ganz andere Grundlagen
Im Gegensatz zum Druck arbeiten wir bei Nasslacken mit völlig anderen Prinzipien:
- Aufhellung durch Pigmente: Die Aufhellung eines Farbtons in Nasslacken erfolgt durch die Zugabe von weißem Pigment.
- Komplexe Rezepturen: Jeder Nasslack benötigt eine spezielle coloristische Eichreihe, um die Farbigkeit, Deckfähigkeit und die sogenannte Metamerie (Farbänderung unter verschiedenen Lichtbedingungen) in Abhängigkeit der verwendeten, sehr vielfältigen Pigmente zu ermitteln.
- Normlicht D65: In der Lackindustrie werden Farbmuster – auch Pantone-Farbmuster – mit optischen Messverfahren unter D65-Normlicht eingemessen.
Warum digitale und gedruckte Pantone-Werte für Lacke ungeeignet sind
Die grundsätzlichen Unterschiede zwischen Druckfarben und Nasslacken sind nicht miteinander kompatibel oder mathematisch umrechenbar:
- Monitore & Hexadezimal-Codes: Auf Bildschirmen wird die Farbton-Aufhellung durch weißes Licht erzeugt. Hexadezimal-Farbcodes können nicht auf Nasslacke umgerechnet werden. Das hat mit der Realität von Nasslacken nichts zu tun.
- Druckraster-Problem: Die empfindlichen Messgeräte in der Lackindustrie erfassen auch die typische Druckrasterung von Pantone-Farbkarten. Dies führt unweigerlich zu einer fehlerhaften Rezeptur, die nur mit aufwendiger Handarbeit und visuellen Korrekturen "halbwegs" angepasst werden kann.
- D50 vs. D65: D50-Farbräume (Druck) passen nicht zu Nasslacken (D65). Dies ist ein komplexes Thema, das eine ganze Industrie beschäftigt.
- Diskussionspotenzial: Diese Farbabweichungen führen häufig zu Diskussionen über die Farbtongenauigkeit:
- Im Lack selbst.
- Bei Glaslacken in Abhängigkeit der Glasfarbe/-sorte.
- Aufgrund der Metamerie im jeweiligen Licht am Beurteilungsort.
Unsere Empfehlung & Angebote
Wir bieten dennoch Pantone-Farbtöne für Nasslacke an. Dies tun wir für Kunden, die keine andere Farbtonübersicht zur Hand haben oder bei denen die Farbgenauigkeit nicht oberste Priorität hat. Aufgrund der oben genannten Sachlage bitten wir diese Kunden jedoch um Verständnis, dass wir nicht über die absolute Farbtongenauigkeit diskutieren können.
Sonder-Farbton-Einstellungen sind nach fachkundiger Handarbeit möglich, können aber nicht kostenlos erfolgen.
Für Nasslacke empfehlen wir dringend, Ihre Farbtonauswahl aus spezialisierten Farbfächern zu treffen, die für Lackanwendungen entwickelt wurden. Beispiele hierfür sind:
- NCS Index (Farbfächer mit 1950 Farbtönen)
- RAL Classic (Farbfächer mit 200 Farbtönen)
- Farbfächer RT720 (mit 720 Farbtönen)
Diese Farbkarten bieten mit insgesamt 2870 fein abgestuften Farbtönen eine überwältigende Vielfalt und die benötigte Präzision für Nasslacke.